Es gibt wenige Dinge, die besser zum Krankenstand passen als eine richtig gute Serie zum Binge-Watchen. Am Wochenende hat’s mich leider erwischt. Fieber, Gliederschmerzen, das volle Programm, durch und durch. Also hab ich mir gedacht: Was könnte besser sein, als House of Cards mal wieder komplett durchzuziehen? Ich erinnerte mich an die ersten beiden Staffeln als absolutes Meisterwerk, aber nach diesem Rewatch wurde mir klarer denn je: Das Ding ist von einem Höhepunkt zu einer einzigen Enttäuschung mutiert. Deswegen will ich auch kurz meine 2 Cent zu dem Thema abgeben.

Die ersten zwei Staffeln? Wahnsinn. Netflix at its finest. Kevin Spacey als Frank Underwood mit seinen genialen, skrupellosen Manövern, das Brechen der vierten Wand, das gesamte politische Intrigenspiel. Pures Gold. Es hatte Stil, es hatte Spannung, es hatte diesen unterschwelligen, eiskalten Humor. Claire Underwood, gespielt von Robin Wright, war mindestens genauso beeindruckend. Die beiden waren ein unschlagbares Duo, das mit eiskalter Präzision die Machtpyramide erklomm. Schwer irgendwo innerhalb der zwei Staffeln einen Punkt zu finden, wo man pausieren konnte, so spannend das ganze.

Dann kam Staffel drei, und plötzlich wurde alles, sagma mal, seltsam. Frank war Präsident, aber irgendwie fehlte ihm das Feuer. Die politischen Manöver fühlten sich weniger clever an, mehr erzwungen. Die Serie versuchte sich ständig neu zu erfinden, aber anstatt eine spannende neue Richtung einzuschlagen, verlor sie sich in wirren Handlungssträngen. Und dann, oh Junge, dann kam Staffel vier mit diesen unnötigen Traumsequenzen und übertriebenen Wendungen, die kaum noch Sinn ergaben. Frank fiel ins Koma, Claire zog im Hintergrund die Fäden, was irgendwie cool hätte sein können, aber einfach nicht funktionierte.

Staffel fünf war dann schon schwer verdaulich, aber spätestens mit der sechsten Staffel war’s endgültig vorbei. Nach den Vorwürfen gegen Kevin Spacey wurde Frank Underwood einfach off-screen eliminiert. Ja, man musste reagieren, aber wie? Mit einem lahmen Herzinfarkt und einem noch hanebücheneren Finale, das einfach nicht mehr packte. Plötzlich war Claire die Hauptfigur, aber ohne Frank fehlte das Gegengewicht. Die Serie versuchte, die gleiche Spannung aufzubauen, doch es war wie ein Kartenhaus, das längst eingestürzt war.

Nach ein wenig Recherche war mir auch klar, warum es so kam. Die Showrunner wechselten mehrfach, der ursprüngliche Autor Beau Willimon verließ das Projekt, die politischen Bezüge wurden schwammiger, und das einst so clevere Drehbuch wich zunehmend überdramatischen Twists. Was einst eine brilliante politische Intrige war, wurde zu einem überkonstruierten Machtspiel ohne Seele.

Mein Fazit nach sechs Staffeln? Hätte House of Cards nach Staffel zwei aufgehört, wäre es als unantastbares Meisterwerk in Erinnerung geblieben. So aber bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Trotzdem, die ersten zwei Staffeln lohnen sich noch immer, und vielleicht reicht das auch.